Das Herb Ultimatum

rVerwegene MännerKinna, die kinofreudigste aller Freundinnen, deutete mit ihrem Finger auf ein paar Buchstaben der Lokalzeitung und informierte mich: „In den Film willst Du doch sicher rein gehen!“ Nein, ich wollte nicht. Ich wollte an diesem Abend den Stapel zurückgelegter ZEIT-Ausgaben durchschauen, damit ich ihn wegwerfen konnte, um Platz für den Stapel zurückgelegter Ausgaben der Süddeutschen zu schaffen. Ich werfe nämlich ungern etwas weg, von dem ich nicht weiß, was ich wegwerfe. Aber Korinna mit ihrem fremdbestimmenden Wesen hatte das nicht als Frage formuliert. Es war eine Feststellung. Also legte ich die Zeitungen zur Seite und bat um ein Briefing. Es handele sich um den letzten Teil einer Trilogie, „Das Bourne Ultimatum“ genannt. Teil 1 und 2 hatte ich wahrscheinlich verpasst, weil Michaela – die Kinobegleiterin vor Korinna – eher auf Woody Allen stand. Wie auch immer: Um dem Film folgen zu können, bat ich um eine Zusammenfassung der ersten Teile. Korinna: „Mann verliert Gedächtnis und sucht den Schuldigen.“ Ich: „Schön. Weiter.“ Sie: „Nichts weiter – das war die bisherige Handlung.“ Ich ahne es schon: Es wird ein Action-Film sein. Denn Korinna war früher mal länger mit einem Motorradfahrer befreundet, den ich ohne mit der Wimper zu zucken dem Führungsstab der Hells Angels zuordnen würde. Falls es diese Buben noch gibt. Aus dieser Zeit stammt ihr unbändiger Drang, Wildes und Verwegenes zu erleben. Na ja, Gegensätze sollen sich ja irgendwie anziehen …
Jedenfalls hatte sie nicht zu viel versprochen: Ich konnte der Handlung mühelos folgen. Die Hauptperson schlug sich so durch und gewann in der Regel. Nett fand ich diese Geschichte mit dem Bahnhof und wie er die Kameras austrickste. Das überlege ich mir nämlich auch immer an Bahnhöfen, ob es da tote Winkel gibt. Nicht, dass ich da mal in eine Rasterfahndung gerate. Nun gut, also dieses Zerschießen der Linsen würde hier in Ulm schon irgendwie auffallen. Trotzdem merkte ich mir da manchen Trick. Man kann nie wissen.

Ich gebe es zu, der Film begann mich zu fesseln: Diese Jagd über die Dächer von Tanger, das ist ja eigentlich genau mein Ding! So von Flachdach zu Flachdach hüpfen, über Balkone, durch Schlafzimmerfenster hinein (offensichtlich sitzen die Einwohner von Tanger mit Vorliebe auf ihren Betten und schauen in die Luft), sich von der Wäscheleine ein Tuch schnappen, sich damit über die Mauer mit Glasscherben schwingen – das alles fand ich ausgesprochen elegant und temporeich. Ob man wohl über Google Maps herausbekam, wo es in Ulm Flachdächer gab? „flat roofs ulm germany“, das müsste doch machbar sein …
Das Ende kam mir bekannt vor. Es erinnerte mich an „Fletcher’s Visionen“ von 1997 mit Mel Gibson. Aber das war nicht so schlimm. Die Szene mit dem direkten Weg, ein Parkhaus zu verlassen, entschädigte für vieles.
Auf dem Nachhauseweg informierte ich Korinna darüber, dass ich mir schon länger bei YouTube Videos über „Street hopping“ angesehen hätte und diese Techniken eigentlich ganz gut kennen würde. Zum Beispiel könne man auch von hohen Mauern runterspringen, wenn man sich beim Aufprall sofort abrollt, statt den Druck mit den Füßen abzufangen. Sie war beeindruckt. Ja, fuhr ich fort, ich könne mir durchaus vorstellen, also mit einem entsprechenden Training, vielleicht doch mal den ein oder anderen Stunt … Sie schaute mich von unten mitleidig an, strich mir dann ein paar Mal über das Haar und meinte: „Schon gut, schon gut. Jetzt schläfst Du erst mal und morgen, beim Frühstück, schauen wir mal, ob Du immer noch so begeistert von der Idee bist. Und falls ja, dann wechselst Du als erste Übung die Gardinenstange im Schlafzimmer aus. Das wolltest Du doch schon immer mal tun.“ Sie wusste genau, dass ich nicht schwindelfrei bin. Tja, so gesehen … Frauen sind ja sooo gerissen!

9 Kommentare

  1. Chriss
    Sep 22, 2007

    Wieder mal ein sehr köstlicher Artikel, danke Herbert!

  2. Chriss
    Sep 22, 2007

    Wieder mal ein sehr köstlicher Artikel, danke Herbert!

  3. Chriss
    Sep 22, 2007

    Wieder mal ein sehr köstlicher Artikel, danke Herbert!

  4. SUDOKU
    Okt 4, 2007

    Super !!! Solche Artikel ziehen mich wieder und wieder auf diese Seite !

  5. SUDOKU
    Okt 4, 2007

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  6. SUDOKU
    Okt 4, 2007

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  7. ulumurum
    Okt 9, 2007

    Wie wär’s denn mit einem „Le Parkour“-Kurs bei uns an der Uni im Rahmen des Hochschulsports? Und zum aufwärmen gibt’s dann ne Runde freeclimbing am Münster 😉

  8. ulumurum
    Okt 9, 2007

    Wie wär’s denn mit einem „Le Parkour“-Kurs bei uns an der Uni im Rahmen des Hochschulsports? Und zum aufwärmen gibt’s dann ne Runde freeclimbing am Münster 😉

  9. ulumurum
    Okt 9, 2007

    Wie wär’s denn mit einem „Le Parkour“-Kurs bei uns an der Uni im Rahmen des Hochschulsports? Und zum aufwärmen gibt’s dann ne Runde freeclimbing am Münster 😉

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Das Herb Ultimatum

rVerwegene MännerKinna, die kinofreudigste aller Freundinnen, deutete mit ihrem Finger auf ein paar Buchstaben der Lokalzeitung und informierte mich: „In den Film willst Du doch sicher rein gehen!“ Nein, ich wollte nicht. Ich wollte an diesem Abend den Stapel zurückgelegter ZEIT-Ausgaben durchschauen, damit ich ihn wegwerfen konnte, um Platz für den Stapel zurückgelegter Ausgaben der Süddeutschen zu schaffen. Ich werfe nämlich ungern etwas weg, von dem ich nicht weiß, was ich wegwerfe. Aber Korinna mit ihrem fremdbestimmenden Wesen hatte das nicht als Frage formuliert. Es war eine Feststellung. Also legte ich die Zeitungen zur Seite und bat um ein Briefing. Es handele sich um den letzten Teil einer Trilogie, „Das Bourne Ultimatum“ genannt. Teil 1 und 2 hatte ich wahrscheinlich verpasst, weil Michaela – die Kinobegleiterin vor Korinna – eher auf Woody Allen stand. Wie auch immer: Um dem Film folgen zu können, bat ich um eine Zusammenfassung der ersten Teile. Korinna: „Mann verliert Gedächtnis und sucht den Schuldigen.“ Ich: „Schön. Weiter.“ Sie: „Nichts weiter – das war die bisherige Handlung.“ Ich ahne es schon: Es wird ein Action-Film sein. Denn Korinna war früher mal länger mit einem Motorradfahrer befreundet, den ich ohne mit der Wimper zu zucken dem Führungsstab der Hells Angels zuordnen würde. Falls es diese Buben noch gibt. Aus dieser Zeit stammt ihr unbändiger Drang, Wildes und Verwegenes zu erleben. Na ja, Gegensätze sollen sich ja irgendwie anziehen …
Jedenfalls hatte sie nicht zu viel versprochen: Ich konnte der Handlung mühelos folgen. Die Hauptperson schlug sich so durch und gewann in der Regel. Nett fand ich diese Geschichte mit dem Bahnhof und wie er die Kameras austrickste. Das überlege ich mir nämlich auch immer an Bahnhöfen, ob es da tote Winkel gibt. Nicht, dass ich da mal in eine Rasterfahndung gerate. Nun gut, also dieses Zerschießen der Linsen würde hier in Ulm schon irgendwie auffallen. Trotzdem merkte ich mir da manchen Trick. Man kann nie wissen.

Ich gebe es zu, der Film begann mich zu fesseln: Diese Jagd über die Dächer von Tanger, das ist ja eigentlich genau mein Ding! So von Flachdach zu Flachdach hüpfen, über Balkone, durch Schlafzimmerfenster hinein (offensichtlich sitzen die Einwohner von Tanger mit Vorliebe auf ihren Betten und schauen in die Luft), sich von der Wäscheleine ein Tuch schnappen, sich damit über die Mauer mit Glasscherben schwingen – das alles fand ich ausgesprochen elegant und temporeich. Ob man wohl über Google Maps herausbekam, wo es in Ulm Flachdächer gab? „flat roofs ulm germany“, das müsste doch machbar sein …
Das Ende kam mir bekannt vor. Es erinnerte mich an „Fletcher’s Visionen“ von 1997 mit Mel Gibson. Aber das war nicht so schlimm. Die Szene mit dem direkten Weg, ein Parkhaus zu verlassen, entschädigte für vieles.
Auf dem Nachhauseweg informierte ich Korinna darüber, dass ich mir schon länger bei YouTube Videos über „Street hopping“ angesehen hätte und diese Techniken eigentlich ganz gut kennen würde. Zum Beispiel könne man auch von hohen Mauern runterspringen, wenn man sich beim Aufprall sofort abrollt, statt den Druck mit den Füßen abzufangen. Sie war beeindruckt. Ja, fuhr ich fort, ich könne mir durchaus vorstellen, also mit einem entsprechenden Training, vielleicht doch mal den ein oder anderen Stunt … Sie schaute mich von unten mitleidig an, strich mir dann ein paar Mal über das Haar und meinte: „Schon gut, schon gut. Jetzt schläfst Du erst mal und morgen, beim Frühstück, schauen wir mal, ob Du immer noch so begeistert von der Idee bist. Und falls ja, dann wechselst Du als erste Übung die Gardinenstange im Schlafzimmer aus. Das wolltest Du doch schon immer mal tun.“ Sie wusste genau, dass ich nicht schwindelfrei bin. Tja, so gesehen … Frauen sind ja sooo gerissen!

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  1. Chriss
    Sep 22, 2007

    Wieder mal ein sehr köstlicher Artikel, danke Herbert!

  2. Chriss
    Sep 22, 2007

    Wieder mal ein sehr köstlicher Artikel, danke Herbert!

  3. Chriss
    Sep 22, 2007

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  4. SUDOKU
    Okt 4, 2007

    Super !!! Solche Artikel ziehen mich wieder und wieder auf diese Seite !

  5. SUDOKU
    Okt 4, 2007

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  6. SUDOKU
    Okt 4, 2007

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  7. ulumurum
    Okt 9, 2007

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  8. ulumurum
    Okt 9, 2007

    Wie wär’s denn mit einem „Le Parkour“-Kurs bei uns an der Uni im Rahmen des Hochschulsports? Und zum aufwärmen gibt’s dann ne Runde freeclimbing am Münster 😉

  9. ulumurum
    Okt 9, 2007

    Wie wär’s denn mit einem „Le Parkour“-Kurs bei uns an der Uni im Rahmen des Hochschulsports? Und zum aufwärmen gibt’s dann ne Runde freeclimbing am Münster 😉

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rVerwegene MännerKinna, die kinofreudigste aller Freundinnen, deutete mit ihrem Finger auf ein paar Buchstaben der Lokalzeitung und informierte mich: „In den Film willst Du doch sicher rein gehen!“ Nein, ich wollte nicht. Ich wollte an diesem Abend den Stapel zurückgelegter ZEIT-Ausgaben durchschauen, damit ich ihn wegwerfen konnte, um Platz für den Stapel zurückgelegter Ausgaben der Süddeutschen zu schaffen. Ich werfe nämlich ungern etwas weg, von dem ich nicht weiß, was ich wegwerfe. Aber Korinna mit ihrem fremdbestimmenden Wesen hatte das nicht als Frage formuliert. Es war eine Feststellung. Also legte ich die Zeitungen zur Seite und bat um ein Briefing. Es handele sich um den letzten Teil einer Trilogie, „Das Bourne Ultimatum“ genannt. Teil 1 und 2 hatte ich wahrscheinlich verpasst, weil Michaela – die Kinobegleiterin vor Korinna – eher auf Woody Allen stand. Wie auch immer: Um dem Film folgen zu können, bat ich um eine Zusammenfassung der ersten Teile. Korinna: „Mann verliert Gedächtnis und sucht den Schuldigen.“ Ich: „Schön. Weiter.“ Sie: „Nichts weiter – das war die bisherige Handlung.“ Ich ahne es schon: Es wird ein Action-Film sein. Denn Korinna war früher mal länger mit einem Motorradfahrer befreundet, den ich ohne mit der Wimper zu zucken dem Führungsstab der Hells Angels zuordnen würde. Falls es diese Buben noch gibt. Aus dieser Zeit stammt ihr unbändiger Drang, Wildes und Verwegenes zu erleben. Na ja, Gegensätze sollen sich ja irgendwie anziehen …
Jedenfalls hatte sie nicht zu viel versprochen: Ich konnte der Handlung mühelos folgen. Die Hauptperson schlug sich so durch und gewann in der Regel. Nett fand ich diese Geschichte mit dem Bahnhof und wie er die Kameras austrickste. Das überlege ich mir nämlich auch immer an Bahnhöfen, ob es da tote Winkel gibt. Nicht, dass ich da mal in eine Rasterfahndung gerate. Nun gut, also dieses Zerschießen der Linsen würde hier in Ulm schon irgendwie auffallen. Trotzdem merkte ich mir da manchen Trick. Man kann nie wissen.

Ich gebe es zu, der Film begann mich zu fesseln: Diese Jagd über die Dächer von Tanger, das ist ja eigentlich genau mein Ding! So von Flachdach zu Flachdach hüpfen, über Balkone, durch Schlafzimmerfenster hinein (offensichtlich sitzen die Einwohner von Tanger mit Vorliebe auf ihren Betten und schauen in die Luft), sich von der Wäscheleine ein Tuch schnappen, sich damit über die Mauer mit Glasscherben schwingen – das alles fand ich ausgesprochen elegant und temporeich. Ob man wohl über Google Maps herausbekam, wo es in Ulm Flachdächer gab? „flat roofs ulm germany“, das müsste doch machbar sein …
Das Ende kam mir bekannt vor. Es erinnerte mich an „Fletcher’s Visionen“ von 1997 mit Mel Gibson. Aber das war nicht so schlimm. Die Szene mit dem direkten Weg, ein Parkhaus zu verlassen, entschädigte für vieles.
Auf dem Nachhauseweg informierte ich Korinna darüber, dass ich mir schon länger bei YouTube Videos über „Street hopping“ angesehen hätte und diese Techniken eigentlich ganz gut kennen würde. Zum Beispiel könne man auch von hohen Mauern runterspringen, wenn man sich beim Aufprall sofort abrollt, statt den Druck mit den Füßen abzufangen. Sie war beeindruckt. Ja, fuhr ich fort, ich könne mir durchaus vorstellen, also mit einem entsprechenden Training, vielleicht doch mal den ein oder anderen Stunt … Sie schaute mich von unten mitleidig an, strich mir dann ein paar Mal über das Haar und meinte: „Schon gut, schon gut. Jetzt schläfst Du erst mal und morgen, beim Frühstück, schauen wir mal, ob Du immer noch so begeistert von der Idee bist. Und falls ja, dann wechselst Du als erste Übung die Gardinenstange im Schlafzimmer aus. Das wolltest Du doch schon immer mal tun.“ Sie wusste genau, dass ich nicht schwindelfrei bin. Tja, so gesehen … Frauen sind ja sooo gerissen!

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  1. Chriss
    Sep 22, 2007

    Wieder mal ein sehr köstlicher Artikel, danke Herbert!

  2. Chriss
    Sep 22, 2007

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  3. Chriss
    Sep 22, 2007

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  4. SUDOKU
    Okt 4, 2007

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  5. SUDOKU
    Okt 4, 2007

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  6. SUDOKU
    Okt 4, 2007

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  7. ulumurum
    Okt 9, 2007

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  8. ulumurum
    Okt 9, 2007

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  9. ulumurum
    Okt 9, 2007

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