Julie, Julia und ein Kochbuch

Kocherlebnis

Kocherlebnis

Würde ein Mann freiwillig in einen Film gehen, der von einem Kochbuch handelt? Niemals! Würde er in einen Film gehen, der von einem Weblog und einem Koch handelt? Vielleicht. Und wie wäre es, wenn der Film von einem Kochbuch, einem Weblog und einem hübschen Mädel handelt? Nun, was hat man zu verlieren? Also auf ins Ulmer Obscura und einen professionellen Blick auf „Julie & Julia“ (mit Meryl Streep und Amy Adams) geworfen.
Die Handlung ist rasch erzählt, genauer: die beiden Handlungen. Denn zum einen haben wir da Julia Child (Wikipedia) eine zwar nette aber eigentlich farblose Diplomatengattin im Paris der 50-er Jahre, die dort ihre Leidenschaft für das Kochen entdeckte und schließlich ein Kochbuch [1] schrieb, das später in den USA ein ziemlicher Erfolg wurde.
Und wir haben die nette New Yorker Julie Powell aus dem Jahr 2002, die neben ihrem Telefonjob im Öffentlichen Dienst eine Aufgabe sucht. Schließlich greift sie zu dem oben erwähnten Kochbuch-Klassiker und beschließt, unter dem Beifall ihres Mannes, ein Jahr lang jedes Rezept nachzukochen. Eine Idee, die einen ja nicht unbedingt vom Hocker haut, wenn man nicht zufällig mit ihr im gleichen Haushalt lebt. Aber: sie will parallel täglich über ihre Kocherfahrungen in einem Weblog (Original-Blog) schreiben. So was war im Jahr 2002, als Blogs sogar in den USA erst am Anfang standen, eine ganz pfiffige Idee.
Der Film springt zwischen den beiden Julias hin und her, ist soweit ganz „nett“ gemacht (mein persönlicher Liebling ist eigentlich Stanley Tucci, Diplomaten-Mann von Julia, der in seiner Zuneigung wirklich rührend ist), und wer mehr vom Kochen als ich versteht, findet ihn vielleicht auch ein bisschen spannend. Mir selbst sind eine Reihe ganz anderer Punkte aufgefallen:
1. Schon vergessen haben wir heute durch unsere Computer, was für eine mühevolle Kleinarbeit früher das Schreiben eines Buches war: Kohlepapier für Durchschläge, mit der Schreibmaschine Seite für Seite neu schreiben (Manuskriptseinen von Child), wenn größere Korrekturen zu machen waren, die so entstandenen dicken Papierstapel nach Jahren der Arbeit hoffnungsvoll in einem Paket zu einem Verleger schicken. Warten. Stapel neu verschicken usw. usw. Wohl an die 8 Jahre dauerte es bei Julia, bis ihr Buchprojekt marktreif war.
2. Dann die einfach, simple Szene, als der Diplomat in Washington vor einen McCarthy-Ausschuss [2] zitiert wurde. Er war zeitweise in China eingesetzt gewesen, also in einem kommunistischen Land, das machte ihn in den 50-er Jahren „verdächtig“. Dazu ein Sammelsurium an Material, das man über ihn gesammelt hatte und nun nach Lust und Laune zusammenstückeln konnte. Also jene Datensammelwut, deren Wiederauferstehung und explosionsartige Vermehrung wir seit dem 11. September auch bei uns hier erleben. Wenn man Daten wie Puzzelteile behandelt, kann man jeden Menschen jeder beliebigen Sache „überführen“ …
3. Es gab in der Geschichte des Fernsehens tatsächlich mal eine Epoche, in der Kochsendungen dazu dienten, etwas zu lernen. Da steht sie, die echte und die gespielte, Julia damals in einem kleinen Studio mit Herd und Bratpfanne und zeigt den cholesterinverängstigten Amerikanern, wie man ein Omlett zubreitet [3]. Das Erstaunliche: Nach der kurzen Sendung weiß man tatsächlich, worauf es ankommt …
4. Auch Weblogs fingen einmal klein an: Ganz ohne schickes Design, ohne Grafiken, ohne YouTube-Videos. Nur Text. Und unsere Julie schrieb morgens vor ihrer Arbeit die Beiträge, ohne eine Vorstellung davon zu haben, ob das jemanden interessiert. Bis, nun, bis sie „entdeckt“ wird – aber das ist eine Geschichte für sich …

Übrigens: Eine gute Besprechung des Films gibt es auch beim Blog „NutriCulinari“, der generell sehr empfehlenswert ist.

[1] Mastering the Art of French Cooking (Wikipedia)
[2] McCarthy-Ära
[3] YouTube-Video einer Original-Fernsehsendung mit Child

12 Kommentare

  1. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  2. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  3. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  4. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  5. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  6. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  7. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  8. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  9. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  10. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

  11. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

  12. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

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Julie, Julia und ein Kochbuch

Kocherlebnis

Kocherlebnis

Würde ein Mann freiwillig in einen Film gehen, der von einem Kochbuch handelt? Niemals! Würde er in einen Film gehen, der von einem Weblog und einem Koch handelt? Vielleicht. Und wie wäre es, wenn der Film von einem Kochbuch, einem Weblog und einem hübschen Mädel handelt? Nun, was hat man zu verlieren? Also auf ins Ulmer Obscura und einen professionellen Blick auf „Julie & Julia“ (mit Meryl Streep und Amy Adams) geworfen.
Die Handlung ist rasch erzählt, genauer: die beiden Handlungen. Denn zum einen haben wir da Julia Child (Wikipedia) eine zwar nette aber eigentlich farblose Diplomatengattin im Paris der 50-er Jahre, die dort ihre Leidenschaft für das Kochen entdeckte und schließlich ein Kochbuch [1] schrieb, das später in den USA ein ziemlicher Erfolg wurde.
Und wir haben die nette New Yorker Julie Powell aus dem Jahr 2002, die neben ihrem Telefonjob im Öffentlichen Dienst eine Aufgabe sucht. Schließlich greift sie zu dem oben erwähnten Kochbuch-Klassiker und beschließt, unter dem Beifall ihres Mannes, ein Jahr lang jedes Rezept nachzukochen. Eine Idee, die einen ja nicht unbedingt vom Hocker haut, wenn man nicht zufällig mit ihr im gleichen Haushalt lebt. Aber: sie will parallel täglich über ihre Kocherfahrungen in einem Weblog (Original-Blog) schreiben. So was war im Jahr 2002, als Blogs sogar in den USA erst am Anfang standen, eine ganz pfiffige Idee.
Der Film springt zwischen den beiden Julias hin und her, ist soweit ganz „nett“ gemacht (mein persönlicher Liebling ist eigentlich Stanley Tucci, Diplomaten-Mann von Julia, der in seiner Zuneigung wirklich rührend ist), und wer mehr vom Kochen als ich versteht, findet ihn vielleicht auch ein bisschen spannend. Mir selbst sind eine Reihe ganz anderer Punkte aufgefallen:
1. Schon vergessen haben wir heute durch unsere Computer, was für eine mühevolle Kleinarbeit früher das Schreiben eines Buches war: Kohlepapier für Durchschläge, mit der Schreibmaschine Seite für Seite neu schreiben (Manuskriptseinen von Child), wenn größere Korrekturen zu machen waren, die so entstandenen dicken Papierstapel nach Jahren der Arbeit hoffnungsvoll in einem Paket zu einem Verleger schicken. Warten. Stapel neu verschicken usw. usw. Wohl an die 8 Jahre dauerte es bei Julia, bis ihr Buchprojekt marktreif war.
2. Dann die einfach, simple Szene, als der Diplomat in Washington vor einen McCarthy-Ausschuss [2] zitiert wurde. Er war zeitweise in China eingesetzt gewesen, also in einem kommunistischen Land, das machte ihn in den 50-er Jahren „verdächtig“. Dazu ein Sammelsurium an Material, das man über ihn gesammelt hatte und nun nach Lust und Laune zusammenstückeln konnte. Also jene Datensammelwut, deren Wiederauferstehung und explosionsartige Vermehrung wir seit dem 11. September auch bei uns hier erleben. Wenn man Daten wie Puzzelteile behandelt, kann man jeden Menschen jeder beliebigen Sache „überführen“ …
3. Es gab in der Geschichte des Fernsehens tatsächlich mal eine Epoche, in der Kochsendungen dazu dienten, etwas zu lernen. Da steht sie, die echte und die gespielte, Julia damals in einem kleinen Studio mit Herd und Bratpfanne und zeigt den cholesterinverängstigten Amerikanern, wie man ein Omlett zubreitet [3]. Das Erstaunliche: Nach der kurzen Sendung weiß man tatsächlich, worauf es ankommt …
4. Auch Weblogs fingen einmal klein an: Ganz ohne schickes Design, ohne Grafiken, ohne YouTube-Videos. Nur Text. Und unsere Julie schrieb morgens vor ihrer Arbeit die Beiträge, ohne eine Vorstellung davon zu haben, ob das jemanden interessiert. Bis, nun, bis sie „entdeckt“ wird – aber das ist eine Geschichte für sich …

Übrigens: Eine gute Besprechung des Films gibt es auch beim Blog „NutriCulinari“, der generell sehr empfehlenswert ist.

[1] Mastering the Art of French Cooking (Wikipedia)
[2] McCarthy-Ära
[3] YouTube-Video einer Original-Fernsehsendung mit Child

12 Kommentare

  1. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  2. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  3. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  4. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  5. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  6. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  7. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  8. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  9. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  10. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

  11. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

  12. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

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Julie, Julia und ein Kochbuch

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Würde ein Mann freiwillig in einen Film gehen, der von einem Kochbuch handelt? Niemals! Würde er in einen Film gehen, der von einem Weblog und einem Koch handelt? Vielleicht. Und wie wäre es, wenn der Film von einem Kochbuch, einem Weblog und einem hübschen Mädel handelt? Nun, was hat man zu verlieren? Also auf ins Ulmer Obscura und einen professionellen Blick auf „Julie & Julia“ (mit Meryl Streep und Amy Adams) geworfen.
Die Handlung ist rasch erzählt, genauer: die beiden Handlungen. Denn zum einen haben wir da Julia Child (Wikipedia) eine zwar nette aber eigentlich farblose Diplomatengattin im Paris der 50-er Jahre, die dort ihre Leidenschaft für das Kochen entdeckte und schließlich ein Kochbuch [1] schrieb, das später in den USA ein ziemlicher Erfolg wurde.
Und wir haben die nette New Yorker Julie Powell aus dem Jahr 2002, die neben ihrem Telefonjob im Öffentlichen Dienst eine Aufgabe sucht. Schließlich greift sie zu dem oben erwähnten Kochbuch-Klassiker und beschließt, unter dem Beifall ihres Mannes, ein Jahr lang jedes Rezept nachzukochen. Eine Idee, die einen ja nicht unbedingt vom Hocker haut, wenn man nicht zufällig mit ihr im gleichen Haushalt lebt. Aber: sie will parallel täglich über ihre Kocherfahrungen in einem Weblog (Original-Blog) schreiben. So was war im Jahr 2002, als Blogs sogar in den USA erst am Anfang standen, eine ganz pfiffige Idee.
Der Film springt zwischen den beiden Julias hin und her, ist soweit ganz „nett“ gemacht (mein persönlicher Liebling ist eigentlich Stanley Tucci, Diplomaten-Mann von Julia, der in seiner Zuneigung wirklich rührend ist), und wer mehr vom Kochen als ich versteht, findet ihn vielleicht auch ein bisschen spannend. Mir selbst sind eine Reihe ganz anderer Punkte aufgefallen:
1. Schon vergessen haben wir heute durch unsere Computer, was für eine mühevolle Kleinarbeit früher das Schreiben eines Buches war: Kohlepapier für Durchschläge, mit der Schreibmaschine Seite für Seite neu schreiben (Manuskriptseinen von Child), wenn größere Korrekturen zu machen waren, die so entstandenen dicken Papierstapel nach Jahren der Arbeit hoffnungsvoll in einem Paket zu einem Verleger schicken. Warten. Stapel neu verschicken usw. usw. Wohl an die 8 Jahre dauerte es bei Julia, bis ihr Buchprojekt marktreif war.
2. Dann die einfach, simple Szene, als der Diplomat in Washington vor einen McCarthy-Ausschuss [2] zitiert wurde. Er war zeitweise in China eingesetzt gewesen, also in einem kommunistischen Land, das machte ihn in den 50-er Jahren „verdächtig“. Dazu ein Sammelsurium an Material, das man über ihn gesammelt hatte und nun nach Lust und Laune zusammenstückeln konnte. Also jene Datensammelwut, deren Wiederauferstehung und explosionsartige Vermehrung wir seit dem 11. September auch bei uns hier erleben. Wenn man Daten wie Puzzelteile behandelt, kann man jeden Menschen jeder beliebigen Sache „überführen“ …
3. Es gab in der Geschichte des Fernsehens tatsächlich mal eine Epoche, in der Kochsendungen dazu dienten, etwas zu lernen. Da steht sie, die echte und die gespielte, Julia damals in einem kleinen Studio mit Herd und Bratpfanne und zeigt den cholesterinverängstigten Amerikanern, wie man ein Omlett zubreitet [3]. Das Erstaunliche: Nach der kurzen Sendung weiß man tatsächlich, worauf es ankommt …
4. Auch Weblogs fingen einmal klein an: Ganz ohne schickes Design, ohne Grafiken, ohne YouTube-Videos. Nur Text. Und unsere Julie schrieb morgens vor ihrer Arbeit die Beiträge, ohne eine Vorstellung davon zu haben, ob das jemanden interessiert. Bis, nun, bis sie „entdeckt“ wird – aber das ist eine Geschichte für sich …

Übrigens: Eine gute Besprechung des Films gibt es auch beim Blog „NutriCulinari“, der generell sehr empfehlenswert ist.

[1] Mastering the Art of French Cooking (Wikipedia)
[2] McCarthy-Ära
[3] YouTube-Video einer Original-Fernsehsendung mit Child

12 Kommentare

  1. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  2. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  3. Christian
    Okt 19, 2009

    Der Film wurde mir schon vom meiner Schwägerin aus den USA empfohlen. Da ihr Geschmack recht seltsam ist was Filme betrifft (sie fand „10.000 B.C.“ ganz großartig…) hatte ich so meine Zweifel, aber wenn das Männerblog schon darüber berichtet werde ich mir den Film mal zu Gemüte führen.

  4. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  5. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  6. Herbert
    Okt 19, 2009

    Hm, wenn jemand 10.000 B.C. großartig fand, dann würde mich das auch sehr misstrauisch stimmen 🙂
    Wie gesagt: Nicht zu viel erwarten, aber wenn man mit einer Freundin rein geht, die was vom Kochen versteht und einem zwischendrin erklären kann, warum das so witzig ist, wenn da irgendwas in der Pfanne zusammen fällt, dann macht er schon Spaß 🙂

  7. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  8. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  9. Christian
    Okt 19, 2009

    Wow! Herbert kommt aus der Zukunft! Oder wie antwortest du auf Kommentare eine Stunde früher als sie gepostet wurden? 😉
    Liegt wohl an der Umstellung auf Sommerzeit hier in Brasilien…

  10. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

  11. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

  12. Bastelanleitungen
    Okt 28, 2009

    …ich muß gestehen, der Film hört sich für mich überhaupt nicht spannend an, aber ich bin auch nicht der große koch-freak…da werde ich dann wohl einfach meine freundinn reinschicken und darauf hoffen, dass sie danach lecker kocht 😉

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