Aus unserer Reihe "Wo die Liebe hinfällt"

Alte Freundinnen wiederentdecken

Bisher ging es in den Flirt-Tips hauptsächlich darum, wie man neue Frauen kennenlernen kann. Häufig tritt aber der Fall ein, daß man einer alten Schul- oder Jugendfreundin zufällig wiederbegegnet. Tja, und oft bleibt es nur bei: "Ei, was machst Du denn? ... Ja? ... Ach so! ... War schön ... Vielleicht mal wieder ..." usw.

Das ist natürlich völlig falsch. Wenn Sie gelernt haben, die Zeichen richtig zu deuten, wissen Sie, ob jene ehemalige Freundin noch heute etwas für Sie empfindet - und ob Sie etwas mit ihr anfangen sollten.

Zu diesem Thema habe ich ein Meisterstück der deutschen Literatur entdeckt: "Der Wind flüstert 'Anne-Kathrein' - Treue war kein leerer Wahn" von Cornelia Steven. Die drei zentralen Seiten werden hier wiedergegeben.

Es erschallt eine Männerstimme, die ihr Herz rasend klopfen läßt.

Sie schaut in die hellen, klaren, strahlenden Augen, die sie von früher her so gut kennt. Besonders hell, besonders strahlend leuchten sie jetzt in dem braunen Gesicht.

Anne-Kathrein hat in diesem Augenblick alles vergessen.

„Andreas! Andy!"

Er lacht.

„Du kennst mich also doch noch, Annerl, obgleich fünf Jahre vergangen sind."

Sie lächelt. Aber es ist nicht mehr das gleiche, kindliche Lächeln von früher, das Andreas wie einen großen Bruder begrüßte. Es ist das Lächeln einer jungen Frau! Viel Weiches, Verhaltenes schwingt darin, daß es Andreas ganz heiß ums Herz wird.

Er streckt ihr herzlich die Hand hin. Sie legt die schlanken Finger in die große, kräftige Hand.

„Willkommen, Andreas!" lächelte sie.

„Danke, Annerl! Auf dies Willkommen habe ich fünf Jahre lang gewartet. Und inzwischen hast du dich verändert. Laß dich anschauen!"

Er strahlt. Seine hellen Augen lassen sie nicht mehr los. Sie fühlt es, wie ihr Herz klopft und wie ihr das Blut ins Gesicht steigt und wie alles wieder so ist wie früher.

„Die Burschen im Dorf werden ganz verrückt nach dir sein, was?" lächelt Andreas. „Ich sah dich vorhin auf der Dorfstraße. Du sprachst mit einem, aber den habe ich nicht gekannt."

Eine Frage schwingt in seiner Stimme. Anne-Kathrein beeilt sich, ihm zu antworten.

„Das war Christian Enzengruber."

„Enzengruber? Den Namen kenne ich nicht."

„Er ist Lehrer in der Stadt und leitet bei uns den Chor", erklärt sie und fühlt, wie sie rot wird.

Er lacht erleichtert.

„Ach so. Ich dachte schon, er hätte was anderes mit dir!"

Ganz selbstverständlich nimmt er ihr die schwere Tasche ab. Und dann schaut er sie wieder mit diesen hellen, glücklichen Augen an.

„Bist du gar nicht neugierig, woher ich komme? Fünf Jahre sind schließlich eine lange Zeit. Und auf diesen Augenblick habe ich mich ganz verrückt gefreut."

Die letzten Worte sagt er leise.

Anne-Kathreins dunkle Augen leuchten.

Andreas ist wieder dal So plötzlich, wie er verschwunden war, so plötzlich ist er wieder da und geht neben ihr wie früher.

Und gut sieht er aus. Sie schaut ihn unauffällig von der Seite an. Braungebrannt ist er und so stark und männlich geworden. Und die Augen sind so hell.

Sie denkt daran, wie es früher immer war. Fast jeden Tag sind sie zusammen hinaus in die Wälder gegangen.

Aber jetzt ist alles anders geworden. Das spürt sie. So wie früher kann es nicht mehr werden. Andreas ist ein Mann, und sie selbst, sie selbst ist eine Frau geworden.

 

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