Wenn die Panik droht ...

Sie haben einen geistig kreativen Beruf und müssen termingerecht Ausarbeitungen vorlegen? Projektberichte, Thesenpapiere, Artikel, Präsentationen usw. usw. Und alles wird immer auf "den letzten Drücker" fertig? Das muß nicht sein! Männerseiten, die Web-Site für einfallsreiches Zeitmanagement, zeigt Ihnen, wie es auch anders geht.

Rechenregel
Schätzen Sie zunächst ab, wie viel Zeit Sie "eigentlich" bräuchten, um die Arbeit fertigzustellen. Zu lange Vorbereitungszeiten strapazieren nur unnötig Ihr Langzeitgedächtnis. Eine gute Faustregel ist hier "1:1" - für 1 Woche "eigentlicher" Vorbereitungszeit kalkulieren Sie 1 Tag "wirklicher" Vorbereitungszeit.
Wenn Sie also zwei Wochen benötigen würden, um Material zu sichten, sich Einfälle zu notieren, erste Rohkonzepte zu schreiben usw., können Sie durch diese Faustregel locker 12 Tage sparen.
Diese 12 Tage verbringen Sie mit angenehmen und entspannenden Dingen - aber keinesfalls mit überflüssigen Vorbereitungen!

Der Abend davor
Wenn nun also Tax X der Abgabe vor der Tür steht, werden Sie am Abend davor nervös werden. Beruhigen Sie sich: Das ist völlig normal. Sie werden sich einreden, daß Sie schon viel früher hätten beginnen sollen. Sie werden sich sagen, daß Sie ein Dummkopf waren. Zweifel werden in Ihnen wach, ob die Arbeit überhaupt noch zu schaffen ist. Mit einem Wort: Sie ergreift die pure Panik! Genießen Sie dieses Gefühl, kosten Sie es aus - es wird die Triebfeder für den nächsten Tag sein. Stellen Sie den Wecker auf 6 Uhr früh, damit Sie auch wirklich den ganzen Tag für die Arbeit haben.
Anschließend sollten Sie Ihrer Lieblingskneipe einen Besuch abstatten, denn ohne Schlummertrunk werden Sie heute Einschlafschwierigkeiten haben.

 6:00 Uhr 
Ihr Wecker klingelt, aber Sie fühlen sich noch ziemlich mitgenommen von der Nacht (Stichwort: "Schlummertrunk"). Eventuell haben Sie Kopfschmerzen und sind völlig abgeschlafft. So ist an Arbeit natürlich nicht zu denken. Stellen Sie den Wecker auf 7.30 Uhr, das ist die einzig vernünftige Handlung, die im Moment angebracht ist.

 7:30 Uhr 
Genießen Sie die beschwingte Melodie, die aus Ihrem Radiowecker ertönt. Eventuell bringt der Sender auch die ersten interessanten Kurznachrichten. Falls nicht: Drücken Sie die Schlummertaste - auf weitere 10 Minuten kommt es nun auch nicht mehr an.

 8:00 Uhr 
Ihr Radiowecker läßt nicht locker - und das ist ganz in Ihrem Sinne. Sie wollen den Tag ja ausgeruht und frisch beginnen, da Sie heute viel zu schaffen haben.
Gehen Sie also unter die Dusche. Suchen Sie aber zuvor noch das gestern neu erstandene Duschgel "Extra Cool". Und die Massagebürste, die Sie Weihnachten geschenkt bekommen haben. Alles, was Sie fit für den Tag macht, ist heute angebracht.

 8:30 Uhr 
Ja, so frisch aus der Dusche sieht die Welt schon völlig anders aus. "Am Morgen frühstücken wie ein König", fällt Ihnen als Wahlspruch ein. Das schafft die nötige Grundlage für den heutigen Tag. Aber ohne frische Brötchen ist das alles nichts. Laufen Sie also rasch zum Bäcker um die Ecke. Ein paar Orangen, die Ihnen die Vitamine für die energieaufwendige Arbeit liefern, sollten Sie auch noch mitnehmen. Und natürlich ein Vollkornmüsli. Und wenn man schon mal so früh auf ist - warum nicht eine Morgenzeitung? Ein rascher Blick über die
Tagesereignisse hat noch niemandem geschadet.

 9:30 Uhr 
Okay, das Frühstück war etwas länger, als geplant, aber wer konnte schon ahnen, daß diese Lokalzeitung ein außerordentlich interessantes Kreuzworträtsel enthält?!
Jetzt sollten Sie an Ihren Schreibtisch gehen, fühlen sich aber etwas zu voll. Das drückt nur im Sitzen. Gab es da nicht im Sportfernsehen eine Morgensendung, in der Aerobic-Übungen gezeigt wurden?

 10:00 Uhr 
Sie haben endlich den Kanal eingestellt, auf dem dieses Sportfernsehen läuft. Es hat sich gelohnt - tatsächlich wird diese Aerobic-Übung gezeigt. Allerdings haben Sie nur die letzten 5 Minuten gesehen und sich überlegt, welche der Vorturnerinnen wohl nach Ihrem Geschmack ist. Das ist okay so, denn nun fühlen Sie sich ausgesprochen fit, um mit der Arbeit zu beginnen. Allerdings: ein kurzer Sprung zum Briefkasten sollte noch drin sein. Vielleicht haben Sie ja im Lotto gewonnen und müssen heute gar nicht mehr arbeiten.

 10:30 Uhr 
Okay, zugegeben, das mit dem Lottogewinn war höchst unwahrscheinlich, da Sie gar nicht Lotto spielen. Stattdessen war ein Kontoauszug mit roten Zahlen drin, über die Sie sich sehr aufgeregt haben. Aber Sie überwinden mannhaft den inneren Schweinehund und schalten Ihren Computer ein. Der Abruf der neuen E-Mails gehört heute bereits zur Standardprozedur eines modernen Westeuropäers. Das muß einfach sein.

 11:00 Uhr 
In Ihrer Mailbox waren wieder jede Menge Sex-Werbesendungen. Das nimmt langsam überhand. Verständlich, daß Sie kurz im Netz nach einem Download gesucht haben, das solche Werbung unterbinden (Google: "Mail" "anti-spam" "download"). Alles Shareware - das muß es doch auch als Freeware geben. War da nicht etwas auf der letzten (oder vorletzten) CD-ROM, die der Computerzeitschrift "CHIP" beilag? Wenn diese CD-ROMs nur gescheite Verzeichnisse hätten. So müssen Sie mühsam Pfad für Pfad durchsuchen, werden aber schließlich fündig.

 11:30 Uhr 
Ihr Mailprogramm hat nun einen Anti-Spam-Filter, der so gut ist, daß er keinerlei Post mehr zu Ihnen durchläßt. Sie deinstallieren das Tool, woraufhin Ihr Mailprogramm nicht mehr startet. Also installieren Sie Ihr Mailprogramm neu und regen sich ca. 10 Minuten auf, daß alle alten Mails verschwunden sind. Aber immerhin: die neuen kommen wieder an.

 12:00 Uhr 
Eigentlich Zeit für das Mittagessen. Aber das werden Sie heute überspringen, schließlich haben Sie zu arbeiten. Und da kennen Sie nichts, diszipliniert, wie Sie nun mal sind.
Sie starten Ihre Textverarbeitung und fühlen sich gut. Da ist die hübsche weiße Seite, etwa so, wie man früher auf das erste weiße Blatt schaute. Ja, das ist immer ein erhebender Moment. Man fühlt dieses Kribbeln. Denn gleich wird man Seite um Seite schreiben und heute Abend vielleicht sogar früh genug fertig sein, um Stephanie noch auszuführen.

 12:30 Uhr 
Nach Mannesart gehen Sie strategisch vor. Eventuell wird es mehrere Entwürfe Ihres Konzepts geben. Sie wissen aus Erfahrung, wie leicht man da den Überblick verlieren kann. Sehr professionell ist es, eine Kopfzeile einzufügen, die neben dem Datum (okay, morgen ist Abgabetermin) auch Pfad und Dateiname automatisch einsetzt. Das läßt sich ganz leicht durch Einfügen einiger simpler Formatbefehle bewerkstelligen, die Ihnen zwar nicht präsent sind, die sich aber leicht über Google finden lassen.

 13:00 Uhr 
Sie haben die Suche über Google aufgegeben und den Dateinamen per Hand eingefügt. Schließlich können Sie nicht den ganzen Tag mit dererlei Unsinn verbringen. Eventuell sind inzwischen neue Mails eingetroffen, Sie checken das kurz.

 13:30 Uhr 
Ein Freund schrieb Ihnen, daß sich so ein 0190-Dialer bei ihm eingenistet hat und fragt Sie, wie er den wieder wegbekommt. Sie sind eine gute Seele, entdecken auch ein Schutzprogramm über Google und schicken es ihm per Mail. Da Sie auch selbst schon immer so ein Tool installieren wollten und das gewissermaßen ein Abwasch ist, installieren Sie es auch gleich auf dem eigenen Computer. Danach rufen Sie Ihren Freund an, um sich zu vergewissern, daß bei ihm die Installation geklappt hat. Sie kommen allerdings nicht durch, da das 0190-Schutzprogramm kurzerhand alle Telefonanrufe nach außen blockiert. Sie deinstallieren es. Danach installieren Sie Ihre DFÜ-Netzverbindung neu, da Sie plötzlich keinen Zugang mehr zum Internet bekommen.

 14:00 Uhr 
Sie haben Ihren Freund erreicht, der aber inzwischen bereits ein Tool auf der letzten CHIP-CD entdeckt hatte und es Ihnen schickt. Diesmal klappt die Installation. Sie sind sehr zufrieden und hungrig. Mit einem derartig niedrigen Blutzuckerspiegel kann man nicht arbeiten. Ein kleiner Happen muß jetzt sein. Vielleicht einfach nur so eine 5-Minuten-Tütensuppe.

 15:00 Uhr 
Wer konnte schon ahnen, daß Tütensuppen ein derart geringes Verfallsdatum von 2 Jahren haben? Das haben Sie allerdings erst nach dem Kochen festgestellt und daher noch einen Sprung zum Türken um die Ecke unternommen. Aber nun kann die Arbeit beginnen!

 15:30 Uhr 
Sie haben kurz einen alten Freund angerufen, um ihn zu fragen, wie er mit seiner Arbeit vorankommt. Er erklärte, daß er schon seit 2 Tagen fertig sei. Musste das sein? Er war die längste Zeit Ihr Freund! Sie haben noch einen anderen Freund angerufen, von dem Sie wußten, daß er auch noch nicht fertig ist. Er hat Liebeskummer, Sie haben ihm zahlreiche Tips gegeben, wie er diesen Kummer überwinden kann.

 16:00 Uhr 
Sie haben Ihre Mails abgerufen und ärgern sich über die vielen Werbe-Mails, hüten sich aber, ein Anti-Spam-Tool zu installieren, denn Sie müssen nun arbeiten.
Also tippen Sie die Überschrift.
Sie wissen, daß eine Gliederung die Arbeit ausgesprochen erleichtert. Also sollte man damit beginnen, sich die einzelnen Gliederungspunkte zu überlegen. Dabei fällt Ihnen ein, daß Word eine Gliederungsfunktion besitzt, die sehr übersichtlich solche Verzeichnisse aufbereitet. Diesmal brauchen Sie noch nicht einmal Google, Sie finden die Einstellungen selbst.

 16:30 Uhr 
Sie haben herausgefunden, wie die Gliederungsansicht funktioniert und wie man die einzelnen Punkt ein- und ausrücken kann. Aber das Layout gefällt Ihnen nicht.
Sie gehen zur vorherigen Ansicht zurück, die sehr hübsch das weiße Blatt mit der Überschrift zeigt. Dabei fällt Ihnen auf, daß der Times-Font schwer lesbar ist und Sie probieren einige Schriften aus, die auf dem Bildschirm wesentlich besser aussehen.

 17:00 Uhr 
Conny, Ihre Ex-Freundin hat angerufen, um sich über ihren neuen Lover zu beschweren. Sie erklären ihr, daß dieser Typ nichts für sie ist und verabreden sich für das Wochenende. In diesem Zusammenhang fällt Ihnen ein, daß Sie eine Kontaktanzeige bei www.datingcafe.de aufgegeben hatten und prüfen, ob dort Post für Sie eingegangen ist.

 18:00 Uhr 
Sie hatten das Paßwort von www.datingcafe.de vergessen und mußten Ihr altes Mailbox-Archiv rekonstruieren, in dem sich die Bestätigungsmail mit den Daten versteckt hatte. Post auf datingcafe.de war zwar nicht für Sie da, aber Sie haben die Postleitzahlsuche genutzt, um zu schauen, ob sich aus Ihrer Gegend neue, attraktive Frauen eingetragen haben. An drei Frauen haben Sie geschrieben. Und noch einen Blick in den Chat geworfen, in dem sich 20 Männer auf 3 anwesende Frauen stürzten. Widerlich so was. Noch widerlicher, daß diese Frauen auf Ihre privaten Chat-Anfragen nicht geantwortet haben. Sie müssen Windows neu starten, da das System nach so langer Laufzeit immer Speicherprobleme hat. Und Sie wollen doch nicht, daß Ihre gesamt Arbeit im Orkus verschwindet! Datensicherung ist das Gebot der Stunde! Sie laufen schnell noch zu Hertie, um ein paar neue CD-ROM-Rohlinge zu kaufen, damit Sie Zwischensicherungen Ihres Textes vornehmen können.

 19:00 Uhr 
Die Datensicherung hat problemlos geklappt, was auch nicht gar so verwunderlich ist, da Ihre Textdatei noch relativ klein ist.
Sie tippen unter die Überschrift das Wort "Einleitung" und formatieren es mit "fett" und "Gliederungsnummer".
Sie fragen sich, warum die nächste Zeile eine "2." vorne erhält und warum sie eingerückt ist. Sie schlagen in der Online-Hilfe nach und können das Problem nach kurzer Zeit beheben.

 19:30 Uhr 
Die ersten Zeilen sind die schwierigsten - das ist immer so. Man braucht nur einen Anfang. Sie schauen bei Google nach, was schon alles zu diesem Thema geschrieben worden ist. Sie werden nachdenklich, da offensichtlich sehr viele Leute schon sehr viel darüber geschrieben haben. Sie sind frustriert und fühlen sich hungrig.

 20:00 Uhr 
Der Türke um die Ecke hat Sie mit Handschlag begrüßt. Nun fühlen Sie sich gesättigt und unternehmenslustig. Ja, Sie fühlen, gleich kommt der Durchbruch! Okay, es ist spät - aber dann wird es halt eine Nachtschicht. Das macht Ihnen nichts, das sind Sie gewöhnt. Etwas Koffein wäre allerdings gut. Mit einem leckeren Espresso müßte die Arbeit flott von der Hand gehen

 21:00 Uhr 
Sie haben festgestellt, daß die Ventile der Espressomaschine gereinigt werden mußten. Außerdem ist ein Cappuccino zu so später Stunde viel magenfreundlicher. Sie fragen sich, wie ernst das Verfallsdatum Ihrer Milch gemeint ist und suchen den Milchaufschäumer, den Sie zum letzten Geburtstag geschenkt bekommen haben. Der läuft mit Batterien, die leer sind, aber leicht gegen diejenigen der Fernseh-Fernbedienung ausgetauscht werden können. Beim Austausch haben Sie den Anschaltknopf der Fernbedienung aus Versehen gedrückt und stellen fest, daß ein höchst interessanter Beitrag im dritten Programm über das Paarungsverhalten von Königstigern läuft. Das wäre doch jetzt die richtige Entspannung, kurz diesen Beitrag anzusehen und dabei den fertigen Cappuccino zu schlürfen.

 22:00 Uhr 
Der Beitrag war ohne Zweifel interessant, aber Ihnen ist übel. Weniger wegen des ausgesprochen wilden Paarungsverhaltens der Königstiger, eher, weil das Verfallsdatum der Milch doch ernst gemeint war. Sie suchen in Ihrer Hausapotheke im Badezimmerschränkchen nach den Tabletten gegen Durchfall und stoßen dabei auf einen lange vermißten Socken, dessen Gegenstück Sie allerdings nirgendwo mehr auftreiben können.

 23:00 Uhr 
Sie fühlen sich nervös und unruhig. Sie sind versucht, die Baldrian-Tropfen zu probieren, die Sie zum Namenstag geschenkt bekommen haben. Sie beschließen aber diesmal, das Verfallsdatum ernst zu nehmen und bereiten sich stattdessen einen Kräutertee. Sie setzen sich an den Computer.

 23:30 Uhr 
Auf der Suche nach dem Kräutertee sind Sie auf eine angebrochene Flasche Rum gestoßen, die keinerlei Verfallsdatum aufzeigt. Sie mischen den Kräutertee mit einem kleinen Schuß Rum und merken, daß dies ausgezeichnet schmeckt. Sie gehen zu einem Mischungsverhältnis von 1:1 über. Ihnen geht es zunehmend besser.

 0:30 Uhr 
Die Flasche Rum ist geleert, Ihnen ist inzwischen alles egal. Sie schreiben, was Ihnen einfällt, mit leichter Hand.

 1:30 Uhr 
Sie sind müde, glücklich und zufrieden. Die Arbeit ist geschafft. Bei einer Fontgröße von 18 Punkten und dreizeiligem Abstand war es ein Leichtes, auf die geforderten 20 Seiten zu kommen. Sie finden im Internet ein Literaturverzeichnis und fügen es per Copy & Past ein. Fertig!

 2:00 Uhr 
Die schwarze Tintenpatrone war leer. Sie haben nun alles in Rot ausgedruckt. Kleinigkeiten, die Sie nicht weiter berühren.

 2:30 Uhr 
Bevor Sie das Licht löschen, werfen Sie noch einen letzten stolzen Blick auf das Deckblatt Ihrer Arbeit. "Effizientes Arbeiten mit dem PC" steht da. Ja, die Teilnehmer Ihres VHS-Kurses werden Ihnen zujubeln. Glück lächelnd schlafen Sie ein.

© by Herbert Hertramph, maennerseiten.de


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