Aus unserer Reihe "Männer lesen Zeitung":

Kraftvolle Frauen - verängstigte Jungs

DIE ZEIT beschäftigt sich in ihrer Ausgabe Nr. 26 unter der Überschrift "Wissen, wo's langgeht" mit den Länderergebnissen der PISA-Studie. Sicherlich ein löbliches Ansinnen, das eine genaue Betrachtung verdient. Illustriert wird der Artikel u. a. mit folgendem Bild:

Der Untertitel macht den aufmerksamen Leser stutzig: "Mädchenklasse einer Volksschule, 1958". Zugegeben: 6 - 8 Jungs in der Klasse sind nicht gerade die Mehrheit - aber sollte man Minderheiten derart unterdrücken? Nein, das ist nicht zu akzeptieren! Im Gegenteil: Gerade dieses Foto zeigt schonungslos, wie schon in früher Kindheit Muster eingeübt haben, die den Mann den Rest seines Lebens begleiten:

Reserl M. zeigt die Kampfeslust gestandener bayerischer Mädels (ging in die Politik). Veronika S. nimmt das Leben von der leichten Seite (heiratet später Schlagersänger). Während Gabi M. schon früh modische Aspekte betont (heiratet älteren Industriellen, beerbt diesen, führt sein Unternehmen weiter).

Und die Buben? Arme, arme Würstchen sind sie in dieser Klasse! Hubert G. rettet sich in Tagträume über sein Puppenhaus im Kinderzimmer (später Politiker der Grünen). Hans L. hat innerlich schon aufgegeben (später Lehrkraft an einem bayerischen Gymnasium). Und Klaus K. ahnt schon in diesen jungen Jahren, daß er niemals eine attraktive Frau abbekommen wird (später Webdesigner einer Flirt-Homepage).

Tja, liebe ZEIT-Redaktion, es bedarf schon einer gewissen Feinfühligkeit, um so ein Foto richtig zu interpretieren. Also: Das nächste Mal bitte auch mit ein paar Zeilen auf die Probleme der Minderheiten eingehen!

 

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