Kontaktanzeigen ...

... sind ein Kapitel für sich. Männer lieben die Herausforderung - so auch Torsten. Es ist toll, daß er seine jüngsten Erlebnisse den Lesern der "Männerseiten" zur Verfügung stellt!


1. Prolog

Also es begann mit einer Bekanntschaftsanzeige in einer Zeitung, wo eine junge Frau ein paar Probleme mit Ihren Gläsern und dem Nachbarn hatte. Und da sie groß genug war (1.76 m), schrieb ich ihr einen kurzen Brief zurück.

Zwei Wochen später meldete sie sich mit einer phantastischen tiefen Stimme - einfach zum schwach werden. Sie heißt Cornelia, genauso wie meine fünfjährige Tochter, und mit Nachnamen Engel. Jedenfalls arbeitet Conny als Leiterin einer Partnervermittlung, was für diese Geschichte wesentlich zu sein scheint. Was mich damals nicht, aber jetzt nachdenklich macht, daß sie mich fragte, ob ich nichts dagegen hätte, mich mit ihr zu treffen, obwohl sie dort arbeite. Aber mir fiel damals kein Grund ein.

Jedenfalls verabredeten wir uns für 20 Uhr an einem Donnerstag vor dem Chinesen bei ihr um die Ecke.


2. Bei Berührung  Kontakt

Dort stand sie nun draußen vor der Speisekarte. Ich sprach sie an: "Gehen wir rein?" Und das taten wir auch.

Irgendwann teilte Conny mir mit, daß sie gegen 22 Uhr heim müsse, da das Kindermädchen nicht länger auf ihre dreijährige Tochter aufpassen könne. Aber wir wollten noch weiter miteinander reden. Es flutschte nur so. Und da kam er! Der Vorschlag, den ich mir zwar denken konnte, aber nie erhofft hätte. Sie bat mich zur Tankstelle zu fahren und eine Flasche Wein zu holen. Ich fuhr zur Tankstelle...

Und so verlief der restliche Abend ganz toll weiter. Und wir bemerkten kaum, wie die Zeit verging. Irgendwann war auch die zweite Flasche Wein alle, die Vögel begannen zu zwitschern (das ist meist so kurz nach vier Uhr). Jedenfalls hatte ich auch so recht keine Lust heim zu fahren und Conny hatte aufgrund ihrer fehlenden Fahrpraxis Angst, am Morgen Ihre Tochter in den Kindergarten zu bringen. Ich machte ich den Vorschlag, dies zu tun, und blieb. Jedenfalls war alles ganz toll - außer dem Aufstehen, das uns doch etwas schwer fiel. Aber kleine Kinder können einen schon wecken.

Ich löste mein Versprechen natürlich ein. Am Nachmittag rief ich sie noch mal an, bevor ich das Wochenende, einige Freunde besuchen fuhr.


3. Die Wende

Montag - wieder im Lande - telefonierten wir miteinander und sie klang verändert am Telefon. Sie hatte natürlich das Wochenende darüber nachgedacht - was sonst? Und wenn ich so etwas schon höre, weiß ich auch, wie der nächste Satz aussieht. - Und ich wurde nicht enttäuscht - zumindest, was den nächsten Satz betraf. Aber sie wollte mich zurückrufen.

Dienstag - ich meldete mich am Vormittag noch einmal bei ihr, aber da der Augenblick noch ungünstiger war, erzählte Conny mir wieder, daß sie mich zurückriefe.

Mittwoch kam wieder eine neue Zeitung mit Bekanntschaftsanzeigen.

Donnerstag las ich die Zeitung.

Freitag werden die Faulen fleißig: Aber hatte ich immer noch nichts von Conny gehört. Denn 'wir telefonieren miteinander' heißt, 'wenn ich es mir überlegen sollte, ruf ich Dich vielleicht an'. Also schrieb ich am Morgen auf eine weitere Annonce.

Nachmittags hatte ich drei X im Telefondisplay, will heißen: unbekannter externer Anrufer ohne ISDN-Anschluß. Conny war dran und ich total platt. Wir verabredeten uns für Sonntag Nachmittag.

Sonntag: Der Abend war noch toller, der Rest noch besser. Ich fühlte mich einfach sehr wohl. Die Getränke waren inzwischen auch alle alle, obwohl ich wieder Verstärkung von der Tankstelle und sogar die Colaflasche aus meinem Auto geholt hatte. (Man bekommt immer einen trockenen Mund vom Reden - dazwischen jedenfalls...)

Wir verabredeten uns für den nächsten Freitag zum Tanzen. Und ich freute mich sehr auf das Wochenende. Aber bei ihr wußte ich es nicht.


4. Drum prüfet, wer sich ewig bindet

Mittwoch Nachmittag sitze ich nichts ahnend, geistig vertieft in meinem Büro. Wieder drei Xe. Viola war dran, die Prinzessin aus meinem zweiten Brief. Ich unterhielt mich mit Ihr am Telefon recht nett und es kam auch so einiges rüber. Sie machte einen recht aufgeweckten Eindruck mit ihren 54 kg bei 1,68 m. Mein Brief fiel ihr aufgrund des ungewöhnlichen Briefformates sofort auf (DINLANG 110x220 mit Fenster). Weil sie dachte, er wär von einer Partnervermittlung, machte Viola ihn sofort auf. Ich fragte mich zwar, woher weiß sie, daß Partnervermittlungen auf Annoncen antworten, wenn es ihre erste Anzeige ist. Da ich mich aber auf das Gespräch konzentrierte, stellte ich die Frage erst mal zurück. Irgendwann erkundigte ich mich nach den Hintergrundgeräuschen. Viola meinte, sie wär bei einer Freundin. Die Freundin und ihre Tochter seien im Nebenzimmer. (Partnervermittlung + Freundin + Tochter) - Auch hierbei dachte ich mir zunächst nichts - denn immer positiv denken.

Da ich bei Conny nicht so recht wußte, woran ich war, verabredete ich mich mit Viola für Donnerstag 20 Uhr vor dem Dom. Scherzhaft sagte ich ihr noch, sie solle die Ringe nicht vergessen.


5. Lügen haben kurze Beine 

und Frauen hübsche, dachte ich, als zum Dom unterwegs war. Ich fand eine sehr hübsche Frau vor: blond, blaue Augen, lange Haare, ansprechend gekleidet. Wir fuhren zum Franzosen. Obwohl voll, bekamen wir einen freien Tisch. Dort plauderten wir angeregt miteinander. Nach Eins verließen wir auch das inzwischen gewechselte Etablissement und fuhren zum Dom/ihrem Auto zurück.

Ich fragte Viola, wie es weitergehen würde und sie wollte sich unbedingt am Freitag Abend mit mir treffen. Und entgegnete Samstag, sie Freitag. Und da saß ich nun, zwischen beiden Stühlen.

Die lustige blonde Frau vor mir, mit der man so schön herum albern kann, hatte mich stark beeindruckt und ich konnte auch außer ihrem erheblichen Untergewicht nichts negatives entdecken.

Ich dachte: Conny und Viola haben so einiges gemeinsam: verheiratet (!) und können keine Kinder bekommen. Jedenfalls prägte sich diese Assoziation bei mir ein, zumal man(n) dies auch nicht sehr häufig antrifft. Beide haben mich also sehr beeindruckt.


6. Dumm gelaufen 

Am Nachmittag telefonierten wir dann und definierten die Art und Weise des abendlichen Treffens. Das Gespräch war noch nicht beendet und es klingelte mein anderes Telefon. Conny war dran.

Da ich ihr die ganze Geschichte persönlich, nicht am Telefon, erzählen wollte, mußte ich erst mal Zeit gewinnen. Als ich ihr eine Ausrede auftischte, fragte sie mich prompt, wie das gestrige Treffen mit Viola gewesen sei.

Alles weitere verlief wie man sich nun denken kann. Viola rief, kurz bevor sie hätte kommen sollen, an. Die ersten Worte waren: "Na, Du bist mir ja ein Früchtchen!" und "Dumm gelaufen..." Und das war das Wochenende nun auch.


7. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis

Meine Theorie war, daß die Freundin, bei der Viola übernachtet hatte, Conny auch kannte und von ihr wußte, daß sie über eine Annonce jemanden kennengelernt hatte. Allerdings wußte sie laut Viola nur den Nachnamen und der stimmte überein. Da Conny erst ab 13 Uhr auf Arbeit ist, konnte eine Klärung vorher nicht erreicht werden. Zum Zeitpunkt meines Gespräches mit Viola am Nachmittag verspürte ich zwar eine Unsicherheit bei ihr, aber sie sagte dennoch für den Abend zu. Der quasi parallele Anruf von Conny konnte mit der Freundin zusammenhängen, die sie endlich erreicht hatte und natürlich alles brühwarm erzählte. Aber erstaunt war ich über die sachliche Reaktion von Conny schon.


8. Wer anderen eine Grube gräbt 

Ich fuhr Samstag Vormittag los, kaufte zwei gelbe Rosen. Eine brachte ich Conny vorbei. Es regte sich zwar etwas hinter der Tür, jedoch öffnete niemand. So fuhr ich heim und telefonierte mit ihrem Anrufbeantworter. Ich wußte, sie hört mit. Als ich fast fertig war, da war sie dran. Sie fragte mich dann zum Gesprächsende nach meinen Telefonnummern, die sie mittlerweile weggeworfen hatte, was ich aufgrund meiner Theorie auch nachvollziehen konnte.

Nun wollte ich das Gleiche (mit ihr über die Sache reden) mit Viola tun. Telefonisch war sie nicht erreichbar. Also schrieb ich ihr einen Brief und brachte diesen gemeinsam mit der Rose zu ihrem Haus.


9. Der Wandel 

Sonntag Abend rief plötzlich Conny an. Jedenfalls wollte sie, daß wir uns wiedersehen. Ich erzählte ihr auch, daß ich das ganze Wochenende an sie gedacht hatte (was selbstverständlich stimmte). Wenn man nicht auf den Berg klettert, weiß man auch nicht, wie tief das Tal ist. Wir verabredeten uns also für Dienstag.

Am Dienstag rief sie mich abends an, unter Hinweis auf ihren Brief sagte sie das Treffen ab. Am Mittwoch erhielt ich den Brief und traf am Abend Conny.

Ich ließ mir lediglich bestätigen, daß Viola eine Außendienstmitarbeiterin von ihr ist. Denn mir war schon vorher klar, daß beide sich die Sache ausgedacht hatten. Conny bestätigte mir die Falle.

Viola hat gut gespielt. Ihren Mann hatte sie angeblich wegen dessen Untreue verlassen, nachdem sie diesen mit ihrer Cousine erwischt und ihre Cousine verprügelt hatte. Aber das war bestimmt eine tolle Geschichte, zumindest klang sie so. Außerdem sagte sie mir am Telefon, daß ich vielleicht jetzt geheilt wäre - aber nicht wovon. Zuvor konnte die angebliche Kreditvermittlerin mir jedoch den Vorwurf der Unehrlichkeit auch nicht erklären.

...

97-10-16,  Torsten

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