(Die Idee zu diesem Trick verdanke ich Jürgen von der Lippe.)

Der Abschiedsbrief-Köder

Sind Sie nicht gut drauf? Fühlen Sie sich ausgelaugt und abgespannt? Haben Sie Ränder unter den Augen und ist Ihre Kleidung zerknittert? Ideal!

Ja, Sie haben richtig gehört. Genau mit diesem Aussehen gehen Sie jetzt in die nächste Kneipe und setzen sich in die unmittelbare Nähe einer attraktiven Frau (falls Sie keine sehen, wandern Sie zur nächsten Kneipe - ein wenig Bewegung kann Ihnen bei Ihrer Verfassung nur guttun). Jetzt stöhnen Sie leise, seufzen schwer, bestellen sich einen doppelten Whiskey (auch wenn Sie keinen Whiskey mögen), stoßen vielleicht ein Glas um. Aus den Augenwinkeln beobachten Sie, ob Sie der attraktiven Frau auffallen. Falls ja: Wenden Sie sich an sie, indem Sie einen zerknitterten Brief aus der Tasche ziehen. Ideal wäre es, wenn Sie ein Stück einer kaputten Brille (bei Woolworth gibt es ab 10 Mark eine Zweit-Lese-Brille, die Sie zerbrechen können) in der anderen Hand halten könnten, denn Sie werden jetzt zu ihr mit tränenerstickten Stimme folgenden Satz sagen:

"Entschuldigen Sie, ich möchte Sie wirklich nicht belästigen. Aber dieser Brief ist unheimlich wichtig für mich. Und gerade jetzt ist meine Brille ... Würden (schluck) könnten Sie ihn mir vorlesen? Bitte!"

 

Sie haben den Brief natürlich selbst geschrieben. Zerknittern Sie ihn etwas. Achten Sie darauf, daß die Schrift leserlich ist. Der Brief sollte ungefähr folgenden Inhalt haben:
 

Lieber Stephan,
ich verlasse Dich! Ja, gewiß, wir hatten eine wundervolle Zeit! Niemand hatte bisher so viele Dinge wie Du mit mir unternommen. Ob Theater, Kino oder Konzerte - immer hattest du eine Überraschung für mich bereit. Es war wunderbar, wie Du Dich um den Haushalt gekümmert hast.
Wirklich, ich habe Deinen sprühenden Charme, Deinen Humor aber auch Deine Besonnenheit sehr genossen. Nie werde ich die langen Waldspaziergänge in Schweden vergessen, nie die Segel-Turns bei Griechenland, nie die plötzlichen Wochenendtrips nach London, Paris oder Sidney.
Und daß Du trotz Deiner Position als Chefarzt in der Uniklinik immer Zeit für mich hattest, ist wirklich unglaublich. Doch Du hast mir einfach zuviel Freiheit gelassen. Karl, Du weißt schon, der Body-Builder aus meinem Fitness-Club, ist völlig anders.
Bitte, vergiß mich!

Claudia

Nun, man muß nicht mehr viel dazu erklären. Die Leserin erfährt gleich im ersten Satz, worum es sich bei dem Brief handelt: um einen Abschiedsbrief. Das erklärt Ihr heruntergekommenes Äußeres, gleichzeitig wird Mitleid erweckt und Neugier. In den nächsten Sätzen werden eine Reihe positiver Stimuli gesetzt, die Sie - den Verlassenen - in einem positiven Licht erscheinen lassen. Am Schluß wird noch eine plausible Erklärung gegeben, die so verfaßt ist, daß die Leserin a) mit Abscheu gegen "Claudia" erfüllt wird (welche Frau mag schon Body-Builder?!) und b) das Gefühl der Solidarität mit Ihnen weckt. Das dürfte der Beginn eines wunderbaren Abends sein!

Sie sollten keinen "normalen" Ausdruck Ihres Laser- oder Tintenstrahldruckers verwenden. Das wirkt sofort unglaubwürdig - welche Frau würde einen Abschiedsbrief auf dem Computer schreiben?!

Daher hier eine kleine Hilfe, falls Ihre Handschrift nicht besonders leserlich ist. Verwenden Sie eine der folgenden TTF-Schriften:

Schrift 1:
KOOL.ZIP, 33 KB

hat weibliche Züge, wirkt sehr sauber, sehr gut leserlich, hat auch Umlaute

Schrift 2:

HARTING2.ZIP, 64 KB

wie auf einer alten Schreibmaschine mit Gewebefarbband geschrieben, wirkt interessant, Nachteil: keine Umlaute

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