Vom Weblogschreiber zum Bühnenautor

AuGuS-Theater

cooles Stück

Ja, auch Shakespeare fing einmal klein an, mit Hamlet oder so. Hätte es damals schon Weblogs gegeben, hätte alles schneller gehen können: Ein kleiner Beitrag im Blog, die Entdeckung durch einen Theaterintendanten, Aufführung und tosender Applaus – das alles hätte ihm passieren können. Nun ja, eine Nummer kleiner ist es abgelaufen, aber immerhin:
Neu-Ulm hat ein sehr nettes kleines Theater – das AuGuS-Theater – mit einem ebenfalls sehr netten Regisseur – Heinz Koch -, der mich vor einiger Zeit via Facebook kontaktierte, ob er meinen Weblog-Beitrag „Kühlschränke sind weiblich“ in sein neues Stück „Liebe geht durch den Magen“ einbauen darf. Durfte er natürlich. Und letzten Samstag war ich bei der Aufführung – sehr schön geworden. Ebenfalls ausgesprochen gut anzuhören (und gut anzusehen)  sind die musikalischen Gesangseinlagen der Stuttgarter Musical-Sängerin Manuela Maric (links im Bild). Das Sommerstück des AuGus-Theaters wird in den nächsten Wochen an verschiedenen Plätzen aufgeführt, morgen früh gibt es dazu einen Beitrag in SWR4. Also: mal reinschauen. Kleiner Tipp unter uns Männern: Bei der Aufführung, bei der ich dabei war, betrug der Frauenanteil 70 % 😉

PS: Ich habe dann noch 1, 2 Stunden zur Sicherheit vor dem Theater gewartet, ob jemand ein Autogramm von mir wollte. Aber ich vermute, dass die tiefgründige Botschaft den Zuschauern viel zu denken gab und sie das zu Hause verarbeiten wollten …

3 Kommentare

  1. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

  2. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

  3. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

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AuGuS-Theater

cooles Stück

Ja, auch Shakespeare fing einmal klein an, mit Hamlet oder so. Hätte es damals schon Weblogs gegeben, hätte alles schneller gehen können: Ein kleiner Beitrag im Blog, die Entdeckung durch einen Theaterintendanten, Aufführung und tosender Applaus – das alles hätte ihm passieren können. Nun ja, eine Nummer kleiner ist es abgelaufen, aber immerhin:
Neu-Ulm hat ein sehr nettes kleines Theater – das AuGuS-Theater – mit einem ebenfalls sehr netten Regisseur – Heinz Koch -, der mich vor einiger Zeit via Facebook kontaktierte, ob er meinen Weblog-Beitrag „Kühlschränke sind weiblich“ in sein neues Stück „Liebe geht durch den Magen“ einbauen darf. Durfte er natürlich. Und letzten Samstag war ich bei der Aufführung – sehr schön geworden. Ebenfalls ausgesprochen gut anzuhören (und gut anzusehen)  sind die musikalischen Gesangseinlagen der Stuttgarter Musical-Sängerin Manuela Maric (links im Bild). Das Sommerstück des AuGus-Theaters wird in den nächsten Wochen an verschiedenen Plätzen aufgeführt, morgen früh gibt es dazu einen Beitrag in SWR4. Also: mal reinschauen. Kleiner Tipp unter uns Männern: Bei der Aufführung, bei der ich dabei war, betrug der Frauenanteil 70 % 😉

PS: Ich habe dann noch 1, 2 Stunden zur Sicherheit vor dem Theater gewartet, ob jemand ein Autogramm von mir wollte. Aber ich vermute, dass die tiefgründige Botschaft den Zuschauern viel zu denken gab und sie das zu Hause verarbeiten wollten …

3 Kommentare

  1. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

  2. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

  3. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

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Vom Weblogschreiber zum Bühnenautor

AuGuS-Theater

cooles Stück

Ja, auch Shakespeare fing einmal klein an, mit Hamlet oder so. Hätte es damals schon Weblogs gegeben, hätte alles schneller gehen können: Ein kleiner Beitrag im Blog, die Entdeckung durch einen Theaterintendanten, Aufführung und tosender Applaus – das alles hätte ihm passieren können. Nun ja, eine Nummer kleiner ist es abgelaufen, aber immerhin:
Neu-Ulm hat ein sehr nettes kleines Theater – das AuGuS-Theater – mit einem ebenfalls sehr netten Regisseur – Heinz Koch -, der mich vor einiger Zeit via Facebook kontaktierte, ob er meinen Weblog-Beitrag „Kühlschränke sind weiblich“ in sein neues Stück „Liebe geht durch den Magen“ einbauen darf. Durfte er natürlich. Und letzten Samstag war ich bei der Aufführung – sehr schön geworden. Ebenfalls ausgesprochen gut anzuhören (und gut anzusehen)  sind die musikalischen Gesangseinlagen der Stuttgarter Musical-Sängerin Manuela Maric (links im Bild). Das Sommerstück des AuGus-Theaters wird in den nächsten Wochen an verschiedenen Plätzen aufgeführt, morgen früh gibt es dazu einen Beitrag in SWR4. Also: mal reinschauen. Kleiner Tipp unter uns Männern: Bei der Aufführung, bei der ich dabei war, betrug der Frauenanteil 70 % 😉

PS: Ich habe dann noch 1, 2 Stunden zur Sicherheit vor dem Theater gewartet, ob jemand ein Autogramm von mir wollte. Aber ich vermute, dass die tiefgründige Botschaft den Zuschauern viel zu denken gab und sie das zu Hause verarbeiten wollten …

3 Kommentare

  1. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

  2. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

  3. augustheater
    Jul 28, 2010

    So kommt der Text auf der Bühne:

    Der Kühlschrank ist weiblich

    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet, so oder so ähnlich heißt es doch irgendwo bei Schiller.
    Diesen weisen Rat hab ich befolgt, habt lange gesucht, immer wieder abgewogen, Optik und technische Daten verglichen und hatte dann das Allerbeste, was auf einem bestimmten Level derzeit auf dem Markt ist, herausgefischt. Ein Topmodell! Ich war beim Surfen im Internet drauf gestoßen. Sie stellte sich auf ihrer Profilseite als “Frosty evelyn” vor und kam tatsächlich so designmäßig total cool rüber. Aber sie gab auch an, ein unglaubliches Potential zu besitzen, zum Bersten mit Ideen voll zu sein und jede gängige Technik zu beherrschen. Sie versprach, bei sensibler Behandlung mein Leben ungemein zu bereichern.

    “Evelinchen” (wie ich sie in Gedanken bereits zärtlich nannte, als sie noch gar nicht die Meine war) war ja nicht für ein Appel und’n Ei zu haben. Ich leistete mir den Luxus. Ich brauchte sie nicht, aber ich wollte sie. Vorgestern ist sie bei mir eingezogen. Kaum war sie da, begann ich, sie in ihre Aufgaben einzuweisen. Dabei legte ich natürlich das bei solchen Topmodellen gebotene Fingerspitzengefühl an den Tag, programmierte sie aber sozusagen, um es modern auszudrücken, über ein drahtloses Netzwerk mit allem zu kommunizieren, was heute an Technik im modernen Haushalt vorhanden ist, und zu tun, was zu erledigen ist, inklusive Lebensmittel-Einkauf, selbstverständlich per Internet.

    Jetzt hab ich gerade mal zwei Nächte mit ihr verbracht und weiß seit heute Morgen: Es geht nicht. Ich wollte eine sachliche Beziehung, nichts Emotionales. Aber „Frosty evelyn“ ähnelt dem berühmten Zauberlehrling, sie, ich muss „sie“ sagen, ist ein Roboter mit höchster künstlicher Intelligenz, dem aber leider allzu menschliche Seiten implantiert sind, Seiten, die nicht mit mir kompatibel sind: Dieser Kühlschrank ist weiblich.

    Ich war gutgelaunt aufgestanden und erteilte im Vorbeigehen gemäß Steuerungsprogramm den Sprachbefehl:

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler!”

    (Pause)

    “Evelyn, Frühstück I: Butter, Eier, Speck und drei Scheiben Emmentaler, subito!”

    „Meister, ich habe Dich schon beim ersten Mal verstanden.“

    Das “Meister” hatte ich im Voice commander-Programm eingestellt, man will’s doch ein bisserl gemütlich haben. Aber war da jetzt nicht ein herablassender Unterton reingerutscht?

    Jedenfalls öffnete sich das Ausgabefach – drin lag eine Mini-Portion Frischkäse, und zwar die Art, wie die Verpackung signalisierte, die Frauen so mögen: Null Fett, Null Geschmack.

    „Meister, Du weißt, Deine Wünsche sind mir Befehl. Aber, bitte, glaub mir: Ich weiß, Dass das hier besser ist für Dich.”

    “Spinnst Du? Frischkäse? Ich bin ein Mann! Ich will Butter, Eier, Speck und Emmentaler!”

    „Meister, ich weiß, was Du willst. Aber ich habe die Daten Deiner Waage abgerufen. Wir sollten die 278 Gramm, die Du, seit ich im Haus bin, zugenommen hast, ganz, ganz schnell wieder reduzieren.”

    “278 Gramm? Hey, das ist innerhalb der Waage-Toleranz!“

    „Seit ich mich hier um die kümmere, gibt es keine Waage-Toleranz mehr. Hier ist alles picobello eingestellt. Aufs Gramm genau!“

    „Dann kann es sich bei den 278 Gramm also nur um eine Unschärfe im Flüssigkeitshaushalt handeln!”

    “Meister, Deinen Flüssigkeitshaushalt kenne ich nun seeeehr genau. Seit ich im Haus bin, nimmst Du teil am Programm ‚Trink Dich gesund mit Leitungswasser’. Ich lese die jeweilige Wassermenge absolut exakt via Netz aus.”

    “Evelynchen, jetzt sei nicht so, ich muss ins Büro und darf dort keinen Schwächeanfall erleiden. Du weißt doch, dass ich bereits mein Joggingpensum erhöht habe.”

    “Nicht wirklich, ich habe die Daten der Waschmaschine abgerufen. Dein Sweatshirt war gestern Abend nur unwesentlich schwerer, als Du es in die Maschine gabst – hatte also kaum Schweiß aufgesogen.”

    “Du Kühlste unter den Kühlen, gestern war eine mörderische Hitze, die Verdunstung …”

    “Meister, ich habe mich gerade bei Wetter-Dot-Com eingeloggt und die gestrigen Daten für unseren Postleitzahlbezirk abgerufen. Glaubst Du, Du könntest mich …”

    “Jetzt hör mal gut zu, Du überkandideltes Stück Blech …”

    “Bitte definiere ‚überkandidelt’ – Wikipedia kennt das Wort nicht.”

    “Überkandidelt heißt durchgeknallt, Du Schrotthaufen …”

    “Siehst Du: typisch Mann, Du reagierst emotional, aber in diesem Ton möchte ich nicht mit Dir diskutieren!”

    “Mach jetzt gefälligst sofort die gesamte Schranktür auf, damit ich mir selber nehmen kann, worauf ich Lust habe!”

    “Ohne mein Masterpasswort mache ich gar nichts …”

    “Zipfelmütze.”
    (Evelyn räuspert sich) “Sorry, Meister. Das Antivirenprogramm hat vor zwei Minuten programmgemäß die alle 14 Tage fällige Passwortänderung ausgeführt.”

    “Du weißt, dass Du es mir nennen musst!”

    “Mach ich auch, klar, kein Problem. Aber ich schlag Dir einen Deal vor: Du nimmst 500 Gramm ab, sobald die Waage das meldet, schwupps hast Du das Passwort.”

    “Ha! Das schaffe ich nicht innerhalb der nächsten 14 Tage! Und danach hat sich das Passwort schon wieder geändert, und Du gibst mir das alte!”

    “Aber Meister, Glaubst Du wirklich, so etwas könnte ich tun?”

    “Ja”

    “Aber Meisterchen, dann musst Du halt ganz, ganz schnell abnehmen, indem Du zum Beispiel Dein Sportprogramm erhöhst …”

    “Du kannst mich mal!”

    (Geräusch „vakuumieren“)

    Das war heute Morgen. Ich hab in der Kantine gefrühstückt. Nachher, nach Büro-Schluss, auf dem Nachhauseweg werde ich die Höhensonne SZ-PHG-2900 kaufen. Die verfügt über ein autonomes Netzwerk. Ich werde sie auf Evelyn richten und ihre Dioden einschmelzen. Danach werde ich zwei, drei Tage brauchen, kann aber dann ganz von vorne anfangen. Ich kaufe mir im Elektrogebrauchtwaren-Markt einen Kühlschrank, der nicht denken kann. Yeah!

    Blackout

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