Informationsvernichtung – politisch gewollt

80 % Kahlschlag

80 % Kahlschlag

Heise online berichtet, dass das ZDF etwa 80 % seiner Internet-Inhalte ausradieren wird. Ähnlich wird die ARD verfahren. Das tun die Sender nicht freiwillig. Diese Reduzierung von allgemein zugänglicher Information ist politisch gewollt. Der Hintergrund ist die starke Lobby von Verlagen und Privatmedien, denen werbefreie Information ein Dorn im Auge ist – schließlich kann man mit sowas ja gut Geld machen. Wobei „sowas“ von diesem Wirtschaftszweig nicht geleistet werden wird, weil dazu schlicht die Infrastruktur und die Kompetenz fehlt (von Ausnahmen abgesehen, die es ja immer gibt). Das belegen die vergangenen 10 Jahre.

Schon klar – meist werden die GEZ-„Zwangsgebühren“ und das „Seniorenflimmern“ von ARD und ZDF im Netz negativ dargestellt. Ich selbst habe da einen anderen Standpunkt und will den auch gerne begründen. (Okay, so was wird jetzt nicht jeden interessieren – darum „verbanne“ ich mal meine langatmigen Ausführungen auf die Fortsetzungsseite 😉 ).Vorab: Natürlich gibt es auf den beiden „Hauptkanälen“ von ARD und ZDF viel Blödsinn. Schon immer. Früher waren das z. B. Rudi Carrell und Heintje. Heute sind es die Varianten vom Mutantenstadel. Und die Heile-Welt-Serien. Und die … genug. Daneben gab und gibt es aber auch immer wieder gut recherchierte Sendungen, die halt nicht auf den Hauptsendeplätzen landen (Beispiel: Rentenangst). Allerdings gibt es heute auch noch 3sat, Phoenix, die Überall-Dritten, Arte, 6 Digitalkanäle zu Infos, Dokus, Politik und Theater. Und das ist nur der traditionelle Fernsehbereich. Dazu kommt eine fast unübersehbare Menge an Radio-Anstalten, Funkhäusern und Aufnahmestudios quer durch Deutschland. Alle besetzt mit gut ausgebildeten Journalisten, Reportern, Redakteuren. Zu einem großen Teil ausgestattet mit der aktuellsten und teuersten Hardware, die aktuell auf dem Video- und Audiomarkt zu haben ist. Dazu ein weltweites Korrespondentennetz, das ständig vorgehalten wird. Mit gut ausgebildeten und gut bezahlten Mitarbeitern, die Jahre in den jeweiligen Ländern verbringen, die Kontakte knüpfen, Ansprechpartner haben, über Insiderwissen jenseits von Wikipedia und Twitter verfügen. Okay, das liest sich jetzt ein bisschen wie eine Werbebroschüre 🙂 Und dass da nicht alles Gold ist, ist auch klar. Aber mir geht es um den Punkt, dass Deutschland eines der weltweit besten und informativsten Nachrichten- und Informationssysteme hat. Nebenbei: Das ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass in den USA politische Blogs mehr Erfolg haben als in Deutschland. Dort wird nämlich der Nachrichtenmarkt von den Kommerzsendern dominiert, die Nachrichten verkürzen und pur nach Unterhaltungswert auswählen.

Die Ursache für die oben beschriebene sehr gute Infrastruktur ist natürlich vor allem die Pauschalgebühr, die fast jeder Haushalt zu entrichten hat. Immerhin rund 7 Milliarden jährlich. Dass damit gleichzeitig ein teurer bürokratischer Wasserkopf finanziert wird, dass es sich viele „Festangestellte“ gemütlich gemacht haben, dass viel Geld z. B. durch Doppelungen verschleudert wird – geschenkt. Mir geht es nicht darum, diese Gebühren zu verteidigen. Zu den Ursachen kommen noch ein paar geschichtliche Faktoren hinzu, durch die die einzelnen Bundesländer ihre jeweiligen Rundfunkanstalten erhalten haben, das lassen wir jetzt auch mal außen vor.

Der Knackpunkt ist: Eine derart beeindruckende Infrastruktur könnte man natürlich hervorragend durch Internet-Begleitangebote nutzen: Journalisten, die schreiben können. Gigantische Foto- und Video-Archive, bei denen keine Rechtsklagen zu fürchten wären. Hochbezahlte Designer und Grafiker, die Informationen durch Diagramme und Schaubilder aufbereiten. Techniker und Dokumentare, die Archive verwalten, Navigation erleichtern, Leseranfragen beantworten usw. usw. usw. Zu all dem waren ARD und ZDF bereit. Natürlich nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern um ihrerseits Marktanteile zu erhalten und zu erhöhen. Aber als Nutzer interessiert mich erst einmal die Qualität der Information. Die Öffentlichen hätten diese Qualität – einigermaßen – sicher stellen können, da sie nur zu einem geringen Teil auf Werbeeinnahmen angewiesen sind und die Infrastruktur bereits besteht.Künftig dürfen nur noch in dürrem Umfang Begleitinformationen für einen begrenzten Zeitraum eingeblendet werden, Pressearbeit darf praktisch nicht im Internet abgebildet werden, Videos von Sportereignissen müssen meist nach 24 Stunden, andere Beiträge nach 7 Tagen aus dem Netz entfernt werden. Mit einem komplizierten Genehmigungsverfahren darf auch mal eine Sendung etwas länger auffindbar sein.

In der Privatwirtschaft brechen zeitgleich allein durch den Rückgang der Anzeigekunden die Strukturen derart zusammen, dass fast wöchentlich eine Zeitungsredaktion schließt. Entlassen werden – in vielen Fällen –  ebenfalls gut ausgebildete Journalisten, die keinen Job mehr finden. Von diesen Verlagen und Medien ist allenfalls nett garnierte Häppcheninformation zu erwarten. Agenturmeldungen aus dem Ticker werden, zugespitzt formuliert, zusammengekleistert und mit Werbebildchen umrahmt.

Politiker, die permanent vom „mündigen Bürger“ schwafeln, vom Wert der „Bildung“, vom „freien“ Informationszugang usw. sind – jedenfalls meiner Meinung nach – vor der intensiven Lobbyarbeit der entsprechenden Interessensverbände eingeknickt. Oder ihnen fehlt schlicht der Durchblick und sie nicken Vorlagen ab – was ja auch nicht besser ist. Und der Hinweis jener Politiker, dass „die EU“ solche Sachen fordere, ist das Argument von Schwächlingen. Schließlich besteht die EU aus Leuten eben dieser Parteien. Wenn man wirklich den politischen Willen gehabt hätte, größtmögliche Informationsqualität für die eigenen Bürger aufrecht zu erhalten, hätte man halt initiativ werden müssen. So viel Aufmerksamkeit und Einsatz wie Milch oder Butter hätte Information schon noch verdient. Meiner Meinung nach …

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  1. Die Kastration von ARD und ZDF at Anarchieblog - [...] Schöner Artikel im Männerblog über die “Neustrukturierung” des Onlineangebotes von ARD und ZDF. Und bei mir verabschiedet sich gerade…
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Schon klar – meist werden die GEZ-„Zwangsgebühren“ und das „Seniorenflimmern“ von ARD und ZDF im Netz negativ dargestellt. Ich selbst habe da einen anderen Standpunkt und will den auch gerne begründen. (Okay, so was wird jetzt nicht jeden interessieren – darum „verbanne“ ich mal meine langatmigen Ausführungen auf die Fortsetzungsseite 😉 ).Vorab: Natürlich gibt es auf den beiden „Hauptkanälen“ von ARD und ZDF viel Blödsinn. Schon immer. Früher waren das z. B. Rudi Carrell und Heintje. Heute sind es die Varianten vom Mutantenstadel. Und die Heile-Welt-Serien. Und die … genug. Daneben gab und gibt es aber auch immer wieder gut recherchierte Sendungen, die halt nicht auf den Hauptsendeplätzen landen (Beispiel: Rentenangst). Allerdings gibt es heute auch noch 3sat, Phoenix, die Überall-Dritten, Arte, 6 Digitalkanäle zu Infos, Dokus, Politik und Theater. Und das ist nur der traditionelle Fernsehbereich. Dazu kommt eine fast unübersehbare Menge an Radio-Anstalten, Funkhäusern und Aufnahmestudios quer durch Deutschland. Alle besetzt mit gut ausgebildeten Journalisten, Reportern, Redakteuren. Zu einem großen Teil ausgestattet mit der aktuellsten und teuersten Hardware, die aktuell auf dem Video- und Audiomarkt zu haben ist. Dazu ein weltweites Korrespondentennetz, das ständig vorgehalten wird. Mit gut ausgebildeten und gut bezahlten Mitarbeitern, die Jahre in den jeweiligen Ländern verbringen, die Kontakte knüpfen, Ansprechpartner haben, über Insiderwissen jenseits von Wikipedia und Twitter verfügen. Okay, das liest sich jetzt ein bisschen wie eine Werbebroschüre 🙂 Und dass da nicht alles Gold ist, ist auch klar. Aber mir geht es um den Punkt, dass Deutschland eines der weltweit besten und informativsten Nachrichten- und Informationssysteme hat. Nebenbei: Das ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass in den USA politische Blogs mehr Erfolg haben als in Deutschland. Dort wird nämlich der Nachrichtenmarkt von den Kommerzsendern dominiert, die Nachrichten verkürzen und pur nach Unterhaltungswert auswählen.

Die Ursache für die oben beschriebene sehr gute Infrastruktur ist natürlich vor allem die Pauschalgebühr, die fast jeder Haushalt zu entrichten hat. Immerhin rund 7 Milliarden jährlich. Dass damit gleichzeitig ein teurer bürokratischer Wasserkopf finanziert wird, dass es sich viele „Festangestellte“ gemütlich gemacht haben, dass viel Geld z. B. durch Doppelungen verschleudert wird – geschenkt. Mir geht es nicht darum, diese Gebühren zu verteidigen. Zu den Ursachen kommen noch ein paar geschichtliche Faktoren hinzu, durch die die einzelnen Bundesländer ihre jeweiligen Rundfunkanstalten erhalten haben, das lassen wir jetzt auch mal außen vor.

Der Knackpunkt ist: Eine derart beeindruckende Infrastruktur könnte man natürlich hervorragend durch Internet-Begleitangebote nutzen: Journalisten, die schreiben können. Gigantische Foto- und Video-Archive, bei denen keine Rechtsklagen zu fürchten wären. Hochbezahlte Designer und Grafiker, die Informationen durch Diagramme und Schaubilder aufbereiten. Techniker und Dokumentare, die Archive verwalten, Navigation erleichtern, Leseranfragen beantworten usw. usw. usw. Zu all dem waren ARD und ZDF bereit. Natürlich nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern um ihrerseits Marktanteile zu erhalten und zu erhöhen. Aber als Nutzer interessiert mich erst einmal die Qualität der Information. Die Öffentlichen hätten diese Qualität – einigermaßen – sicher stellen können, da sie nur zu einem geringen Teil auf Werbeeinnahmen angewiesen sind und die Infrastruktur bereits besteht.Künftig dürfen nur noch in dürrem Umfang Begleitinformationen für einen begrenzten Zeitraum eingeblendet werden, Pressearbeit darf praktisch nicht im Internet abgebildet werden, Videos von Sportereignissen müssen meist nach 24 Stunden, andere Beiträge nach 7 Tagen aus dem Netz entfernt werden. Mit einem komplizierten Genehmigungsverfahren darf auch mal eine Sendung etwas länger auffindbar sein.

In der Privatwirtschaft brechen zeitgleich allein durch den Rückgang der Anzeigekunden die Strukturen derart zusammen, dass fast wöchentlich eine Zeitungsredaktion schließt. Entlassen werden – in vielen Fällen –  ebenfalls gut ausgebildete Journalisten, die keinen Job mehr finden. Von diesen Verlagen und Medien ist allenfalls nett garnierte Häppcheninformation zu erwarten. Agenturmeldungen aus dem Ticker werden, zugespitzt formuliert, zusammengekleistert und mit Werbebildchen umrahmt.

Politiker, die permanent vom „mündigen Bürger“ schwafeln, vom Wert der „Bildung“, vom „freien“ Informationszugang usw. sind – jedenfalls meiner Meinung nach – vor der intensiven Lobbyarbeit der entsprechenden Interessensverbände eingeknickt. Oder ihnen fehlt schlicht der Durchblick und sie nicken Vorlagen ab – was ja auch nicht besser ist. Und der Hinweis jener Politiker, dass „die EU“ solche Sachen fordere, ist das Argument von Schwächlingen. Schließlich besteht die EU aus Leuten eben dieser Parteien. Wenn man wirklich den politischen Willen gehabt hätte, größtmögliche Informationsqualität für die eigenen Bürger aufrecht zu erhalten, hätte man halt initiativ werden müssen. So viel Aufmerksamkeit und Einsatz wie Milch oder Butter hätte Information schon noch verdient. Meiner Meinung nach …

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Schon klar – meist werden die GEZ-„Zwangsgebühren“ und das „Seniorenflimmern“ von ARD und ZDF im Netz negativ dargestellt. Ich selbst habe da einen anderen Standpunkt und will den auch gerne begründen. (Okay, so was wird jetzt nicht jeden interessieren – darum „verbanne“ ich mal meine langatmigen Ausführungen auf die Fortsetzungsseite 😉 ).Vorab: Natürlich gibt es auf den beiden „Hauptkanälen“ von ARD und ZDF viel Blödsinn. Schon immer. Früher waren das z. B. Rudi Carrell und Heintje. Heute sind es die Varianten vom Mutantenstadel. Und die Heile-Welt-Serien. Und die … genug. Daneben gab und gibt es aber auch immer wieder gut recherchierte Sendungen, die halt nicht auf den Hauptsendeplätzen landen (Beispiel: Rentenangst). Allerdings gibt es heute auch noch 3sat, Phoenix, die Überall-Dritten, Arte, 6 Digitalkanäle zu Infos, Dokus, Politik und Theater. Und das ist nur der traditionelle Fernsehbereich. Dazu kommt eine fast unübersehbare Menge an Radio-Anstalten, Funkhäusern und Aufnahmestudios quer durch Deutschland. Alle besetzt mit gut ausgebildeten Journalisten, Reportern, Redakteuren. Zu einem großen Teil ausgestattet mit der aktuellsten und teuersten Hardware, die aktuell auf dem Video- und Audiomarkt zu haben ist. Dazu ein weltweites Korrespondentennetz, das ständig vorgehalten wird. Mit gut ausgebildeten und gut bezahlten Mitarbeitern, die Jahre in den jeweiligen Ländern verbringen, die Kontakte knüpfen, Ansprechpartner haben, über Insiderwissen jenseits von Wikipedia und Twitter verfügen. Okay, das liest sich jetzt ein bisschen wie eine Werbebroschüre 🙂 Und dass da nicht alles Gold ist, ist auch klar. Aber mir geht es um den Punkt, dass Deutschland eines der weltweit besten und informativsten Nachrichten- und Informationssysteme hat. Nebenbei: Das ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass in den USA politische Blogs mehr Erfolg haben als in Deutschland. Dort wird nämlich der Nachrichtenmarkt von den Kommerzsendern dominiert, die Nachrichten verkürzen und pur nach Unterhaltungswert auswählen.

Die Ursache für die oben beschriebene sehr gute Infrastruktur ist natürlich vor allem die Pauschalgebühr, die fast jeder Haushalt zu entrichten hat. Immerhin rund 7 Milliarden jährlich. Dass damit gleichzeitig ein teurer bürokratischer Wasserkopf finanziert wird, dass es sich viele „Festangestellte“ gemütlich gemacht haben, dass viel Geld z. B. durch Doppelungen verschleudert wird – geschenkt. Mir geht es nicht darum, diese Gebühren zu verteidigen. Zu den Ursachen kommen noch ein paar geschichtliche Faktoren hinzu, durch die die einzelnen Bundesländer ihre jeweiligen Rundfunkanstalten erhalten haben, das lassen wir jetzt auch mal außen vor.

Der Knackpunkt ist: Eine derart beeindruckende Infrastruktur könnte man natürlich hervorragend durch Internet-Begleitangebote nutzen: Journalisten, die schreiben können. Gigantische Foto- und Video-Archive, bei denen keine Rechtsklagen zu fürchten wären. Hochbezahlte Designer und Grafiker, die Informationen durch Diagramme und Schaubilder aufbereiten. Techniker und Dokumentare, die Archive verwalten, Navigation erleichtern, Leseranfragen beantworten usw. usw. usw. Zu all dem waren ARD und ZDF bereit. Natürlich nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern um ihrerseits Marktanteile zu erhalten und zu erhöhen. Aber als Nutzer interessiert mich erst einmal die Qualität der Information. Die Öffentlichen hätten diese Qualität – einigermaßen – sicher stellen können, da sie nur zu einem geringen Teil auf Werbeeinnahmen angewiesen sind und die Infrastruktur bereits besteht.Künftig dürfen nur noch in dürrem Umfang Begleitinformationen für einen begrenzten Zeitraum eingeblendet werden, Pressearbeit darf praktisch nicht im Internet abgebildet werden, Videos von Sportereignissen müssen meist nach 24 Stunden, andere Beiträge nach 7 Tagen aus dem Netz entfernt werden. Mit einem komplizierten Genehmigungsverfahren darf auch mal eine Sendung etwas länger auffindbar sein.

In der Privatwirtschaft brechen zeitgleich allein durch den Rückgang der Anzeigekunden die Strukturen derart zusammen, dass fast wöchentlich eine Zeitungsredaktion schließt. Entlassen werden – in vielen Fällen –  ebenfalls gut ausgebildete Journalisten, die keinen Job mehr finden. Von diesen Verlagen und Medien ist allenfalls nett garnierte Häppcheninformation zu erwarten. Agenturmeldungen aus dem Ticker werden, zugespitzt formuliert, zusammengekleistert und mit Werbebildchen umrahmt.

Politiker, die permanent vom „mündigen Bürger“ schwafeln, vom Wert der „Bildung“, vom „freien“ Informationszugang usw. sind – jedenfalls meiner Meinung nach – vor der intensiven Lobbyarbeit der entsprechenden Interessensverbände eingeknickt. Oder ihnen fehlt schlicht der Durchblick und sie nicken Vorlagen ab – was ja auch nicht besser ist. Und der Hinweis jener Politiker, dass „die EU“ solche Sachen fordere, ist das Argument von Schwächlingen. Schließlich besteht die EU aus Leuten eben dieser Parteien. Wenn man wirklich den politischen Willen gehabt hätte, größtmögliche Informationsqualität für die eigenen Bürger aufrecht zu erhalten, hätte man halt initiativ werden müssen. So viel Aufmerksamkeit und Einsatz wie Milch oder Butter hätte Information schon noch verdient. Meiner Meinung nach …

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